Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
liebe Eltern und andere Angehörige,
liebes Kollegium!
Wir feiern in diesem Jahr den ersten Abiturjahrgang der Integrativen Gesamtschule in unserer Stadt: Ich freue mich, dass ich heute hier sein darf.
Nun ist es also geschafft. Dies ist ein besonderer Tag in Ihrem Leben, dem Ihrer Eltern und Freunde. Aber natürlich auch für Ihre Lehrerinnen und Lehrer, die stets an Ihrer Seite waren.
55 Schülerinnen und Schüler haben den Absprung aus der „Hölle“ geschafft. Um es mit Ihrem Motto zu umschreiben.
Was mich dabei zusätzlich begeistert die Geschichten um eine Zahl, die die Besonderheit dieser Schule ausmacht. Unter den erfolgreichen Abiturienten finden sich 26 Schülerinnen und Schüler, die vor neun Jahren mit einer sogenannten Realschulempfehlung ihre Laufbahn hier in Oberpleis begonnen haben. Eine im wahren Sinne des Worts: reife Leistung!
In den letzten Tagen sind mir die Monate und Wochen der Diskussionen und Entscheidungen im Rat der Stadt zur Gründung dieser Schule nochmal sehr präsent gewesen. Gut, dass wir heute hier stehen können und gut, dass wir damals die richtigen Entscheidungen treffen konnten.
ABI DC – Highway from hell!
Livin' easy, livin' free,
Lockeres Leben, freies Leben
Asking nothing, leave me be,
Fragt mich nicht, lasst mich einfach in Ruh
Lockerheit und Ruhe ist also angesagt!
Und weiter:
Ich krieg das alles schon selbst hin
Ich brauche keinen Grund für das, was ich mache
Es gibt nichts, was ich lieber tun würde
Gehe runter - Partyzeit
Meine Freunde werden auch da sein
Kein Stoppschild, keine Geschwindigkeitsbegrenzung
Niemand wird mich aufhalten
Wie ein Rad werde ich weiterlaufen
Niemand wird mir in die Quere kommen
Ihr Abi-Motto, dass Sie an den berühmten Song der Rockband ACDC angelehnt haben, beschreibt es ganz gut:
Wirft euch dem Leben entgegen. Habt Freude an den Dingen – die leicht laufen, riskiert aber auch das Mühsame und stellt euch den Herausforderungen – die auf euch warten.
Mein persönliches Thema ist seit vielen Jahren der politischen Arbeit und heute als Bürgermeister die Verantwortung für die Menschen.
Wie kann Verantwortung füreinander aussehen, wie kann das Gemeinsame gestaltet werden?
Ich bin tief davon überzeugt, dass gute Bildung wichtig ist. Sie darf aber nicht in erster Linie von gesellschaftlichen Bedürfnissen oder den Anforderungen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes ausgeht. Zuallererst hilft gute Bildung uns, das zu entwickeln, was in jedem einzelnen von uns steckt. Bildung bedeutet also nicht nur Wissen und Qualifikation, sondern auch Orientierung und Urteilskraft. Bildung gibt uns einen inneren Kompass. Sie befähigt uns, zwischen Wichtig und Unwichtig und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Unser ehemaliger Bundespräsident Horst Köhler hat zur Bildung einmal ausgeführt: „Bildung hilft, die Welt und sich selbst darin kennen zu lernen. Aus dem Wissen um das Eigene kann der Respekt für das Andere, das Fremde wachsen. Und sich im Nächsten selbst erkennen, heißt auch: fähig sein zu Empathie und Solidarität. Bildung ohne Herzensbildung ist keine Bildung. Erst wenn Wissen und Wertebewusstsein zusammenkommen, erst dann ist der Mensch fähig, verantwortungsbewusst zu handeln. Und das ist vielleicht das höchste Ziel von Bildung.“
Übrigens ist auch Demokratie auf Bildung angewiesen. Unsere freiheitliche Gesellschaft lebt davon, dass mündige Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für sich und für das Gemeinwohl übernehmen. Wer Populisten, Extremisten und religiösen Fanatikern widerstehen soll, braucht dafür Bildung.
Doch wie sieht es heute mit unserer persönlichen Freiheit aus?
Die freie Enzyklopädie Wikipedia definiert Freiheit wie folgt : "Freiheit (...) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Alternativen auswählen und entscheiden zu können."
Oftmals lassen uns gesellschaftliche Strömungen gar nicht die Wahl, da es gar keine Alternativen gibt. Andererseits beugen wir uns in manchen Bereichen auch allzu gerne, weil wir nicht im Abseits stehen und die Alternativen vielleicht auch gar nicht wahrnehmen wollen, da diese uns unbequem erscheinen. Hier wird Freiheit oft ohne Zwang aufgegeben, nicht hinterfragt, wohin uns die Entwicklung führt und nur allzu gerne auf den fahrenden Zug oder den Pickup auf dem Highway aufgesprungen.
Vieles machen wir ganz freiwillig, aber sind wir uns der Konsequenzen immer bewusst?
Freiheit ist auch die Freiheit "Nein" zu sagen, gerade dann, wenn alle anderen "Ja" sagen. Dies gelingt uns dann ganz gut, indem wir innere und äußere Umstände reflektieren und zu rationalen Entscheidungen gelangen, an denen man das eigenes Handeln ausrichtet.
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, ich wünsche Ihnen die Kraft und das Rückgrat, diese Entscheidung immer wieder neu zu treffen und zu ihr zu stehen.
Ich möchte Ihnen Mut machen, über Ihr Leben und den weiteren Weg nachzudenken. Was sind Ihre Ideale? Wofür wollen Sie eintreten und sind Sie bereit, große Anstrengungen in Kauf zu nehmen? Gehen Sie mutig den Weg voran, den Sie für sich als den richtigen erkannt haben. Egal wie lang er ist, er fängt immer mit dem ersten Schritt an!
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, nun wartet das Leben außerhalb der Schule auf Sie und Sie alle werden die unterschiedlichsten Erfahrungen machen.
Ich wünsche Ihnen die Kraft, sich den Herausforderungen zu stellen, mit Enttäuschungen fertig zu werden und den Mut und den Willen zu haben, um für Ihre weiteren Erfolge zu kämpfen.
Livin' easy, livin' free,
Lockeres Leben, freies Leben
Morgen beginnt etwas Neues. Mischen Sie sich ein, machen Sie diese Erde zu einem besseren Ort.
Danke schön. Ihr Lutz Wagner