Steckbrief Kläranlage Königswinter

Erbaut: 1974 – 1976
(Spatenstich am 29.08.1973)

Erweiterung: 1993 – 1996

Ausgelegt für 42.000 EW

Belastung 24.954 EW


Menge des gereinigten Abwassers 2020

ð  1.566.970 m³


Stromverbrauch

Die Kläranlage benötigt viel Strom zum Transport und Reinigung des Abwassers. Die Drucklufterzeugung für die biologische Reinigungsstufe ist der größte Einzelstromverbraucher im Klärwerk.

  • Strombedarf:                                                             953.007 kWh/a (2020)
  • BHKW (Eigenproduktion):                                       442.404 kWh/a (2020)
  • Strombedarf einer vierköpfigen Familie:             4.000 – 5.500 kWh/a
Reinigungsleistung der Kläranlage Königswinter:

Die Reinigungsleistung ergibt sich aus der Differenz der Konzentration von (Schad-)stoffen von Zulauf zu Ablauf.


Ergebnisse 2020:

  • Chemischer Sauerstoffbedarf:                                                   91,7 %
  • Stickstoff (gesamt):                                                                      72,3 %
  • Phosphat (gesamt):                                                                     86,0 %
  • Ammonium:                                                                                  97,3 %

Reststoffanteil:

Bei der Abwasserreinigung fallen drei Arten von Reststoffen an: Das Rechengut aus dem Zulauf, die mineralischen Stoffe aus dem Sandfang sowie als mit Abstand größte Position der Klärschlamm aus Vorklärung und biologischer Stufe.

  • Rechengut:                                                                      20,96 t/a (2020)
  • Sandfang:                                                                         44.42 t/a (2020)
  • Klärschlamm:                                                                   1.223 t/a (2020)

Abwassersammelgruben:

In Abwassersammelgruben wird das Abwasser gesammelt wenn kein Anschluss an den Kanal besteht. Diese Gruben müssen mit einem Saugwagen entleert werden. Der Saugwagen transportiert dann das Abwasser zur Kläranlage.

  • Angeliefertes Abwasser (Fäkalien):       480 m³ (2020)

Mechanische Abwasserreinigung

Das Abwasser passiert zunächst einen Rechen, der groben Unrat (Papier, Flaschen, Äste, Konservendosen und so weiter) zurückhält und mit einem automatischen Abstreifer entfernt.

Im Sandfang verringert sich die Geschwindigkeit des weiter fließenden Abwassers und grobe Stoffe wie Kies und Sand, die schwerer als Wasser sind, können sich am Boden ablagern.

Im Vorklärbecken wird das Wasser zurückgehalten. In diesem großen, rechteckigen Becken können sich die feinen Schwebstoffe als Schlamm am Boden absetzen. Dieser Rohschlamm wird abgepumpt und in den ersten Faulturm befördert. Sogenannte Leichtstoffe, die zur Wasseroberfläche aufgetrieben werden (Fette und so weiter) werden in einen sogenannten Fettfang gesammelt und entsorgt.

In der Nachklärung setzten sich die Schlammflocken ab und werden entweder noch einmal in das Belebungsbecken zurückgepumpt oder zwecks Schlammbeseitigung eingedickt und in den Faulturm befördert.


Biologische Abwasserreinigung

In der biologische Reinigung, macht man sich einen durchaus natürlichen Vorgang zunutze, indem man in einem Belebtschlammbecken durch Sauerstoffzufuhr günstige Lebensbedingungen für Kleinstlebewesen schafft, die in der Lage sind, gelöste organische Abwasserstoffe in Verbindung mit Luftsauerstoff als Nahrung aufzunehmen und in den eigenen Organismus einzubauen.


Weitergehende Abwasserreinigung – Chemische Fällung

Im Ablauf des Belebungsbeckens wird Fällmittel dem Abwasser hinzugegeben. Dieses Fällmittel reagiert chemisch mit den Phosphaten zu einer wasserunlöslichen Verbindung. Der Restschmutz "flockt" aus und kann sich in einem Nachklärbecken als Schlamm absetzen, der - eingedickt - dem Faulturm zugeführt wird.

Das gereinigte Wasser kann anschließend als Brauchwasser (kein Trinkwasser) in den Rhein eingeleitet werden.


Faulung

Im Faulturm herrscht eine konstante Temperatur von 41 Grad Celsius. Diese Temperatur wird benötigt, damit eine Faulung stattfinden kann.

In den Faulbehälter läuft die Faulung in 4 Schritten ab.

 1. Schritt: Lange Moleküle bestehend aus Fetten, Eiweißen und Kohlehydraten werden durch Bakterien in kurze Bruchstücke aufgespalten.

 2. Schritt: Diese Bruchstücke werden von anderen Bakterienarten in Kohlendioxid, organische Säuren, Essigsäuren und Alkohole umgewandelt.

 3. Schritt: organische Säuren und Alkohole werden zu Essigsäure

 4. Schritt: Methanbildende Bakterien wandeln die entstandene Essigsäure zu Methangas um.

Durch die Faulung reduziert sich das Volumen des Schlammes. Dadurch fallen weniger Entsorgungskosten an. Da bei der Faulung weitesgehends alle im Schlamm enthaltenen organischen Stoffe verarbeitet werden, stinkt der ausgefaulte Schlamm nicht mehr. Ein "Abfallprodukt" der Faulung ist Methangas. Dieses brennbare Gas wird in Blockheizkraftwerken verbrannt. Ein Blockheizkraftwerk ist ein LKW Motor, der auf Gasbetrieb umgestellt wurde. Dieser Motor treibt einen Generator an, der auf der Kläranlage fast die Hälfte der benötigten elektrischen Energie erzeugt.

Vorbemerkungen zur Kläranlage Königswinter Oberdollendorf

Aufgrund eines seinerzeitigen Entwurfes der SAG Ulm vom März 1971 wurde die Kläranlage der damaligen Gemeinde Dollendorf im ehemaligen Amt Königswinter vom Regierungspräsidenten am 04.02.1972 genehmigt und zu Beginn der 70iger Jahre gebaut. Für die diesbezügliche Einleitung in den Rhein aus der Kläranlage erteilte der RP Köln am 20.04.1982 mit zusätzlichem Widerspruchsbescheid vom 10.05.1985 die Erlaubnis nach § 7 WHG ff.

Am 20.09.1988 überwachte der RP-Köln durch das zuständige Dezernat 54 die Abwasserbehandlungsanlage Königswinter - Oberdollendorf nach § 116 LWG.

In dem diesbezüglichen Vermerk des RP-Köln vom 09.11 .1988 wurde die Stadt aufgefordert, im wesentlichen fünf Punkte zu realisieren:

a) Bau einer Fäkalienannahmestation mit Mengenmessung

b) Bau einer Filtratwasserspeicherung und Dosierung

e) Angaben über Faulschlamm und Trockenschlammanfall im Betriebstagebuch

d) Änderung der Verfahrensweise in der Biologie und ggf. Einrichtung einer Kalkfällung

e) Bau eines Nacheindickers.

Nach vorhergehenden Untersuchungen und Studien durch das Tiefbau- und Gartenbauamt der Stadt Königswinter sowie des Ingenieurbüros Dipl.-Ing. H. Eckoldt wurde dann dieses lng.-Büro am 12.07.1988 beauftragt, einen Nacheindicker zu planen.

Ein entsprechender Entwurf vom November 1988 wurde in Ergänzung der Genehmigung von 1972 am 21.01.1989 vom RP-Köln gebilligt.

Aufgrund der geltenden Abwasserverwaltungsvorschrift hatte der RP in einer Verfügung vom 30.01.1989 vorgesehen, die Parameter für die Überwachungswerte der seinerzeitigen Erlaubnis von 1982 ab 01.01.1992 zu ändern. Insbesondere den Ammoniumstickstoff sollte die Kläranlage Dollendorf dann auf 10 mg/I und den Gesamt-Phosphor auf 2 mg/I als Überwachungswerte durch eine verbesserte Reinigungsleistung vermindern.

Mit Datum vom 05.07.1989 wurde dann das lng.-Büro H. Eckoldt beauftragt, auch eine Speicherung des Filtratwassers und Trübwassers sowie eine Fällungsanlage für die Verminderung des Phosphors im Ablauf als Entwurf zu fertigen. Dieser Entwurf wurde im April 1990 gefertigt und am 16.05.1990 eingereicht zur Genehmigung an den RP-Köln. Am 11.07.1990 wurde dann die 2. Ergänzungsgenehmigung ausgesprochen zur seinerzeitigen von 1972 und die Bemessung, Gestaltung und der Betrieb der simultanen Fällungsanlage sowie des Trübwasserpufferbeckens genehmigt.

In dieser Genehmigung wurde als Auflage neben zwei Punkten, wie die Simultanfällungsanlage zu betreiben und zu erproben sei, unter Pkt.3 aufgenommen, dass bis zum 31.12.1990 eine genehmigungsreife Planung über die Nitrifikation, Denitrifikation der vorhandenen Anlage entsprechend dem Vorentwurf vom April 1990 vorzulegen sei.

Dieser basiert auf den seinerzeitigen Beprobungen vom Herbst 1989 und den EDV-Untersuchungen vom Januar 1990 nach dem Programm LOTOS, der einbezieht die vorgesehene Konstruktion des Trübwasser- und Filtratwasserpufferbecken und der Fällungsanlagen, deren maschinentechnischer Teil sich bereits in der Ausschreibung befand und die bereits vergebene Ausrüstung für den Nacheindicker mit den dafür vorliegenden Konstruktionszeichnungen der Ausrüsterfirma.

Die Bauarbeiten für Nacheindicker, Trübwasserpufferbecken und die Fällungsanlagen waren für das Jahr 1991 vorgesehen.

Entsprechend einem Antrag der Stadt vom 09.08.1990 (Widerspruch zur 2. Ergänzungsgenehmigung vom 11.07.1990) wurde vom RP-Köln aufgrund der nachgereichten Begründungen vom 30.08. und 18.10.1990 ein Änderungsbescheid am 12.11 .1990 erteilt, die die Auflage Nr. 3 aus der Änderungsgenehmigung vom 11.07.1990 dahingehend geändert, dass erst zum 15.02.91 über das StAWA Bonn eine genehmigungsreife Planung zur Nitrifikation und Denitrifikation vorzulegen sei.

Mit der dann erarbeiteten, genehmigungsreifen Planung vom Januar 1991 wurde diese Auflage erfüllt.

Die Stadt beantragte hiermit die Genehmigung zur weitergehenden Reinigung auf dem Klärwerk Königswinter

Oberdollendorf, entsprechend den vorgelegten Planunterlagen, die die bisherigen Entwürfe für den Nacheindicker und das Trübwasserpufferbecken sowie die Simultanfällungsanlage ergänzen.

Die geplante Änderung der Abwasserverwaltungsvorschriften im Laufe des Jahres 1991 mit einem vorgesehenen Überwachungswert für den anorganischen Gesamtstickstoff von 18 mg/I ist bereits bei dieser Planung berücksichtigt. Die Genehmigung wurde im Sept. 91 von der Bezirksregierung Köln erteilt.

Daraufhin erhielt das planende Ingenieurbüro, Dipl.Ing. H. Eckoldt, die Aufträge entsprechende Ausschreibungen für Bauarbeiten, Maschinen und Elektrotechnik anzufertigen so wie die Bau- und teilweise Oberbauleitung zu übernehmen. Die gesamte Objektbetreuung als Oberbauleitung oblag den technischen Angestellten der Stadt Königswinter, Tiefbau- und Gartenbauamt Herr Dipl.-Ing. W. Fleißig und Herr Dipl.-Ing. U. Fischer.

Die vorliegende Planung baute auf den bisherigen für die Erweiterung des Nacheindickers von 1988 und für die Trübwasserpuffer- und die Fällungsanlagen von 1990 auf. 

Geändert wurde nur nach Abstimmung mit dem Tiefbauamt  66-1, die Bemessungsmischwassermenge wegen der parallel dazu von dort erarbeiteten Schmutzfrachtberechnung nach dem Landesprogramm LWA-Flut. Der entsprechende Vermerk über die Festlegungen der Prognose, Mischwassermengen und Trockenwetterabflüsse ist bei den Grundlagen in der Fassung vom September 1990 beigeheftet worden.

Die bisherige Kläranlage Königswinter - Oberdollendorf, die der Abwasserreinigung der am Rhein gelegenen Stadtteile von Königswinter, d.h. Königswinter-Altstadt, den Ortsteilen Ober und Niederdollendorf, Römlinghoven sowie Bonn-Oberkassel, ist nach den Bemessungsgrundlagen von 1970 für seinerzeit 30.000 Einwohner ausgelegt worden, als sogenannte Vollreinigungsanlage mit ca. 1 kg BSB5 /m3 Belebungsbecken.

Die 1976 in Betrieb genommene Anlage besteht aus einem doppelten Zulaufpumpwerk als 2stufiges Rohwasserförderschneckenpumpwerk, einer eingehausten Rechenanlage mit Fäkalienannahmestation, einem 3kammerigen Langsandfang, einer doppelten Vorklärung, bestehend aus 2 Becken mit 1 Zwillingsräumer, einer 4kammerigen Belebungsanlage, zwei Nachklärbecken, einem Schlammrücklaufpumpwerk, bestehend aus 2 Förderschnecken, zwei Faulbehältern, einem Gasbehälter und dem dazugehörigen Betriebsgebäude mit Maschinenräumen.

In der Planung von 1988 war der Nacheindicker 14.1 (siehe den entsprechenden Lageplan) bereits vorgesehen.

Zusätzlich ist in der Planung von April 1990, die im Juli genehmigt wurde, das Trübwasserpufferbecken als Filtratspeicher 15.2 und darauf aufgesetzt mit hochgezogenen Wänden nach den Bestimmungen für wassergefährdende Stoffe die beiden Töpfe für die Simultanfällungsanlagen aus Kalkmilch und Eisendreichlorid erfasst.

Die 1991 erarbeitete Planung sah wesentliche Verbesserungen in der Verfahrenstechnik vor, um die Ziele der "Weitergehenden Abwasserreinigung", insbesondere den Stickstoff ab 18 mg/l im Ablauf, d.h. einem Bemessungswert von 1 ~ mg/l und eine Verminderung des Gesamtphosphors als ein Überwachungswert von 2 mg/l, d.h. einem Bemessungswert von 1 mg/l durch biologische Phosphorelimination mit einer zusätzlichen Simultanfällungsanlage.

Zur Verminderung des anorganischen Gesamtstickstoffs im Ablauf wurde die vorhandene Belebungsanlage um 150% vergrößert. Dabei wurde die vorhandene Anlage umgerüstet zur vorgeschalteten Denitrifikation und um eine 2straßige, 3 Kaskaden umfassende, nachgeschaltete Nitrifikationsanlage mit feinblasiger Druckluft erweitert.

Zusätzlich musste ein neues Nachklärbecken gebaut werden, um die Anforderungen nach dem Arbeitsblatt 131 zu erfüllen. lm Ablauf mussten Messgeräte gemäß der Selbstüberwachungsverordnung NRW eingebaut werden, neue Rohrleitungen waren zu bauen, Beschickungsbauwerke und als wesentlicher Punkt noch ein Rohrkanal mit einem neuen Maschinenhaus, in dem im Untergeschoß die Überschussschlammpumpen und die Drehkolbengebläse untergebracht sind für die Drucklufterzeugung, im Obergeschoß die neue elektrische Niederspannungsschaltanlage, Mittelspannungsanlage und Trafo für den erweiterten Strombedarf sowie zwei Siebtrommeln zur Entwässerung des Überschussschlammes, um die Faulungsanlage zu entlasten und eine Erweiterung infolge des höheren Feststoffgehaltes des Rohschlammes zu vermeiden.

Aus betrieblichen Gründen wurden in der alten Belebungsanlage und neuen Denitrifikationsstufe die Belüfteraggregate entfernt, da bei niedrigen Temperaturen ein sicherer Stickstoffabbau durch die neuen Gebläse sichergestellt ist. Da auch in der vorgeschalteten biologischen Stufe des anaeroben Beckens durch eine Zugabe des Rücklaufschlamms eine entsprechende Zehrung stattfindet, wird dort in jedem Fall ein Teil der Denitrifikation stattfinden, bevor eine biologische Phosphorelimination danach abläuft.

3.1. Mechanische Reinigungsstufen

Die vorhandenen mechanischen Reinigungsstufen bestehend aus dem 2stufigen Schneckenpumpwerk, der Rechenhalle mit Fäkalienannahmestation und dem Langsandfang blieben im Wesentlichen bestehen. Ergänzt wurde der Langsandfang durch einen Kompressor und eine einfache Druckluftbelüftung über geschlitzte Kunststoffrohre, so dass Fettstoffe, die teilweise feinemulgiert im angekommenen Medium vorhanden sind, dann im Vorklärdoppelbecken beim Rückwärtseinlauf sich im Fettfang sammeln und dort fachgerecht wie bisher abgezogen werden können. Zusätzlich wurde ein Klassierer eingebaut, der das Sandfanggut auswäscht. Der alte Kletterrechen wurde durch einen neuen Feinrechen mit Waschanlage und Rechengutpresse ersetzt.

Auch die beiden Vorklärbecken blieben ausgerüstet wie bis her. Es wurde lediglich am Ablauf ein geringfügiger Umbau vorgenommen, wobei alternativ durch Schieber die Möglichkeit besteht, dann im Auslauf das biologische Anaerobbecken zu beschicken oder zu umgehen, wenn dort Reparaturen o.ä. notwendig sind.

Bei der Räumeinrichtung wurde einiges verbessert und ergänzt, insbesondere der automatische Takt der Räumung.

Auch wurde die bisherige vorgesehene Lösung, den Überschussschlamm der Vorklärung zuzuführen, aufgegeben, damit dort keine Rücklösung des Phosphors stattfinden kann, im Überschussschlamm inkorpiert ist, d.h. der Überschussschlamm wird durch Siebtrommeln verdichtet und dann in den Faulbehälter befördert.

3.2. Biologische Reinigungsstufen

Der wesentliche Teil der Erweiterung zur weitergehenden Reinigung ist wie in der Legende der Lageanordnung klar erkennbar in der gewaltigen Erweiterung der biologischen Reinigungsstufe zu sehen.

Wie bereits eingangs erläutert, wurde ein biologisches Anaerobbecken der Vorklärung nachgeschaltet. Dort wird der Rücklaufschlamm beigegeben, der vorher durch eine neue induktive Messung genau erfasst wird, um damit erst einmal eine Sauerstoffzehrung herbeizurufen mit teilweiser Denitrifikation, so dass dann das aus der Vorklärung zulaufende mechanisch vorgereinigte Abwasser auf ein Schlammabwassergemisch stößt, das fast keinen Nitratstickstoff und keinen Sauerstoff mehr enthält und damit die biologische Abwasserreinigung soweit vorbereitet werden kann, dass durch eine gewaltige, höhere Abgabe von Phosphor dann später in der Nitrifikationsstufe eine höhere Inkorporation vorgenommen werden kann.

Zur Steuerung des Anaerobbeckens besteht die Möglichkeit über Schieber und Ablaufwehre eine entsprechende Steuerung vorzunehmen, um ggf. den Rundlauf zu verlängern, im Winter bei den niedrigen Temperaturen eine bessere Denitrifikation zu ermöglichen und dennoch eine biologische Teilphosphorentfernung zu erhalten.

Aus diesem anaeroben Becken läuft dann das Abwasserschlammgemisch über das vorhandene ergänzte Leitungssystem, dem ehemaligen Belebungsbecken zu, wird über das Mittelbauwerk in zwei Straßen im Kaskadenbetrieb verteilt, durch Rührwerke in der Schwebe gehalten und dort die restliche Denitrifikation vollzogen mit dem entsprechenden Verweilzeiten. Dabei müssen das biologische Anaerobbecken und das Denitrifikationsbecken zusammen in seiner Wirkungsweise gesehen werden. Danach wird in einem 2 - straßigen Belebungsbecken mit 3 Kaskaden die eigentliche Nitrifikation durch Sauerstoffeintrag über feinblasige Druckluftbelüftung vollzogen. Die Druckluft wird über einen geplanten Rohrkanal vom neuen Maschinenhaus herangeführt. Die Rezirkulation bzw. der Kreislauf findet durch ein Pumpwerk statt. Das Rezirkulationswasser wird dann wieder den Rohrleitungen und damit der Denitrifikationsstufe zugegeben.

Der Ablauf des Nitrifikationsbeckens führt dann über eine neue Rohrleitung zum neuen Quell- und Verteilerschacht. Dabei wird nach den Berechnungen jeweils nur eines der beiden vorhandenen Nachklärbecken mit je 25% der Mischwassermenge beschickt, 50% geht in das neue Becken, das tiefer ist, mit einer Mindestrandtiefe von 2,5 m.

Die Wehrschwellenbeschickung ist in den hydraulischen Berechnungen nachgewiesen, sie liegt unter 6 m/h, d.h. ein einseitiger Überfall reicht aus. Auch die Volumenschlammbeschickung ist ausreichend im unteren Bereich, so dass sich durch diese Erweiterung die Reinigungsleistung wesentlich verbessern wird. Der Ablauf aus den drei Nachklärbecken (den zwei alten und dem neuen) verläuft dann über teilweise neu verlegte Rohrleitungen zum Auslauf. Dort wurde das Venturi Gerinne ersetzt in eine induktive Messung mit obendrauf gesetztem Messhaus, sowie die nach der Selbstüberwachungsverordnung notwendigen, umfangreichen Messgeräte als On-Line-Messung installiert. Von dort aus werden die Messungen in die Schaltwarte im Obergeschoß des aufgestockten Betriebsgebäudes übertragen.

3.3. Schlammbehandlungsanlage

Einmal wird aus den drei Nachklärbecken der Rücklauf schlamm abgezogen zum vorhandenen Rücklaufschlammpumpwerk, dort gehoben, wobei ein Teilstrom abgezogen wird als Überschussschlamm über den Rohrkanal vorentwässert zu den Siebtrommeln wo er vorentwässert und dann den Faultürmen zugegeben wird.

Der weitere Schlammfall ist in der Vorklärung. Der dort abgezogene Rohschlamm wird über die vorhandenen Rohrleitungen, die nur teilweise im Bereich des Maschinenhauses um gelegt werden mussten, dem neuen Rohschlammpumpensumpf zugeführt und von dort mit neuen Excenterpumpen dem Faulturm zu gefördert.

Die Überschusssiebtrommeln entwässern den Schlamm aus der Biologie von etwa 1 auf 7% Feststoffgehalt, so dass weitgehend eine Wasserausscheidung erfolgt. Das Trübwasser wird wieder der Biologie zugegeben.

Der Nachweis der beiden vorhandenen Faultürme in den klärtechnischen Berechnungen zeigt, dass sie ausreichen, sie werden in Reihe geschaltet, um eine gute Ausfaulung und eine gute Gasausbeute zu erzielen. Lediglich die Asbestverkleidung wurde umweltgerecht erneuert einschließlich einer besseren Isolierung. Ferner wurden die Rohrleitungen und die Umwälz- bzw. Heizschlammpumpen einschließlich Heizkessel und Wärmetauscher nach 23 Jahren Betrieb erneuert.

Zusätzlich zu dem bereits von 1988 geplanten Nacheindicker musste für die weitergehende Reinigung noch ein zweiter Nacheindicker gebaut werden (baugleich). Beide sind mit Krählwerken und variablem Trübwasserabzug ausgerüstet, um das bei der Reinigung auftretende Schichtenwasser abziehen zu können. Da das Schlammwassergemisch im Nacheindicker immer höhere Temperaturen hat, muss alternierend einer der Nacheindicker beschickt werden, um eine Abkühlung und damit auch eine Erhöhung des Feststoffgehaltes zu erreichen um damit für den Lohnentwässerer möglichst eine hohe Feststoffkonzentration für die Beschickung zu erzielen.

Der von einem Lohnentwässerer vorentwässerte Schlamm wird abgefahren und z.Zt. in der Klärschlammverbrennung der Kläranlage Bonn Salierweg zusammen mit dem dort anfallenden Klärschlamm verbrannt.

Das anfallende Faulgas wird im vorhandenen Nass - Gasbehälter gepuffert und zur Beheizung der Gebäude sowie der Schlammbehandlung über Wärmetauscher eingesetzt.

Seit 2012 gibt es eine Ergänzung durch Bio - Gasmotoren, um eine Teilverstromung vorzunehmen und nur im Winter bei höherem Wärmebedarf noch zu zuheizen. Normaler weise reicht dann die Abwärme der Gasmotorenkühlung für die Heizung des Schlammes bzw. der Gebäude aus.

Die Kosten für den Bau der Kläranlage von 1974 – 1976 betrugen incl. Grundstückskosten knapp 7 Mio. DM.

Die Kosten für die weitergehende Reinigung auf dem Klärwerk in Königswinter - Oberdollendorf wurden entsprechend mit ca. 23 Mio. DM ermittelt. Eingeschlossen sind bereits früher vorgesehenen Kosten der Trübwasserpufferbecken,  Simultanfällungsanlagen und Nacheindicker, wobei auf die damaligen Entwurfsunterlagen verwiesen wird, die 1988 bzw. 1990 genehmigt wurden.

Durch die jetzt realisierte, genehmigte Planung von 1991 die weitergehende Reinigung wurde in Ergänzung zu der vorher geplanten, genehmigten Einrichtungen, nämlich der Bau des Nacheindickers, der Fällungsanlagen und des Trübwasser- und Filtratwasserpufferbeckens, mit der Erweiterung der Belebungsanlage um eine neue Nitrifikationsstufe, Umbau der alten zur vorgeschalteten Denitrifikation, dem Bau eines anaeroben Beckens zur biologischen Phosphorelimination und Verbesserung der Denitrifikation, dem Bau eines zusätzlichen, neuen Nachklärbeckens, dem Bau eines neuen Maschinenhauses mit Stromanlagen, Gebläsen, Sietrommeln und Pumpen sowie dem Bau eines weiteren zusätzlichen Nacheindickers, alle Anforderungen entsprechend der geplanten Abwasserverwaltungsvorschriften mit einem Überwachungswert von Stickstoff anorganisch = 18 mg/l Rechnung getragen. Durch die Aufstockung des Betriebsgebäudes mit einer neuen Schaltwarte und Sozialräumen und einem neuzeitlichem Labor wurde dies ergänzt.

Die Bemessung erfolgt für 10 mg/l anorganischer Gesamtstickstoff, entsprechend den geltenden Richtlinien in NRW. Auch bezüglich des Messeinrichtungen und der Datenerfassung in der neuen Schaltwarte durch EDV und entsprechender Protokollierung mit einem netzunabhängigen EDV System nach heutigen Gesichtspunkten, der Selbstüberwachungsverordnung und der Datenaufzeichnung ebenfalls Rechnung getragen.

 
1.) Wozu benötigt man ein Klärwerk?

Das Klärwerk dient dazu, das über die Kanalisation zugeführte Schmutzwasser zu reinigen und im Auslauf der Kläranlage eine Wasserqualität zu erreichen, die den gesetzlichen Vorgaben der Aufsichtsbehörde entspricht.

2.)  Was ist Ihre Funktion beim Klärwerk der Stadt Königswinter?

Ich bekleide hier die Funktion des Abwassermeisters. Meine Aufgabe ist es, die Reinigungsleistung des Klärwerks sicher zu stellen, indem ich die Prozesse der einzelnen Reinigungsstufen überwache und ggf. regelnd in die automatische Steuerung eingreife. Des Weiteren bin ich für die Einteilung der Mitarbeiter und die Koordination unterschiedlichster Arbeiten (z.B. Wartungen, Reparaturen und Laborarbeiten) zuständig. Gleichzeitig bilde ich die Schnittstelle zwischen Klärwerk und Geschäftsbereichsleitung. Größere Projekte, wie zurzeit die Erneuerung unseres Prozessleitsystems, werden von mir maßgeblich begleitet.

3.) Wie viele Mitarbeiter arbeiten beim Klärwerk?

Auf dem Klärwerk arbeiten insgesamt 6 Mitarbeiter:

1 Abwassermeister,
1 Fachkraft für Abwassertechnik,
1 Ver- und Entsorger Fachrichtung Abwasser,
2 Elektriker und 1 Bürofachkraft

4.) Wieviel Wasser bereitet das Klärwerk pro Jahr auf?

Die Jahresabwassermenge beträgt 1.566.970 m3 und teilt sich auf in 468.970 m3 Niederschlagsabfluss und 1.098.000 m3 Schmutzwassermenge.

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