Rote Telefonzellen in Königswinter
Die ehemaligen Telefonzellen werden nun als offene Bücherschränke genutzt
Noch in den 1980er Jahren konnten die Königswinterer dank ihrer englischen Partnerstadt Cleethorpes in original britischen roten Telefonzellen telefonieren. Drei dieser britischen Design-Ikonen waren ihnen von ihrer Partnerstadt in North East Lincolnshire geschenkt worden.
Doch wer telefoniert heute noch aus öffentlichen Telefonzellen, hat doch jede(r) sein Telefon dabei? Eine neue Nutzung musste also gefunden werden. Und so installierte man in Königswinter einfach Regale in die „phone boxes“ und wandelte sie in Mikro-Bibliotheken um.
Jeder ist nun eingeladen, ein Buch aus den Regalen dieser „öffentlichen Bücherschränke” zu nehmen oder eines dort hineinzustellen. Im Gegensatz zu den meisten anderen öffentlichen Bücherschränken, die häufig nur aus einem einfach Regal bestehen, sind die Bücher in den Telefonzellen-„Bibliotheken“ vor Regen und anderen Witterungseinflüssen geschützt. Geöffnet sind sie 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag; Ausleihgebühren gibt es ebensowenig wie Rückgabefristen.
Im Jahr 2014 wurde so die erste der drei Telefonzellen aus Cleethorpes zu einem öffentlichen Bücherschrank umfunktioniert: Sie steht auf dem Marktplatz der Altstadt von Königswinter in Sichtweite des Rheins und ist als malerisches Fotomotiv bei Einwohnern und Touristen gleichermaßen beliebt.
Rote Telefonzelle in der Altstadt von Königswinter, neben Haus Bachem und St. Remigius
Königswinter-Rauschendorf folgte. Die Telefonzelle in Ittenbach hingegen musste erst aufwendig restauriert werden (sie war Schauplatz eines Feuerwerks geworden), bevor auch hier im August 2020 eine rote Mikrobibliothek eröffnet werden konnte.
Telefonzelle als Bücherschrank in Königswinter-Rauschendorf |
Bücher in der roten Telefonzelle in Königswinter-Ittenbach |
Alle Telefonzellen-Bibliotheken werden von freiwilligen Helfern aus lokalen Vereinen und der Verwaltung betreut. Das Buchangebot in den Regalen reicht von Romanen bis zu Kochbüchern, von Biographien bis zu Gedichten, auch fremdsprachige Bücher sind hier zu finden.
So mancher Passant weiß vielleicht nicht, dass diese Telefonzellen einst für das silberne Jubiläum von König George V. von dem renommierten Architekten Sir Giles Gilbert Scott (der übrigens schon die Universitätsbibliothek in Cambridge entworfen hat) entworfen wurden, oder, dass die Türen der Telefonzellen aus feinstem Teakholz gefertigt wurden, so mancher wird auch die Buchschätze im Inneren übersehen, aber niemals wird der signalrote Blickfang selbst übersehen. Der mit seiner leuchtenden Farbe immer ein sichtbares Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit zwischen Cleethorpes und Königswinter sein wird und auf diese Weise vielleicht sogar den Brexit überleben wird.