Engagement von Vätern – vor, während und nach Corona

Informationen zur „Väterarbeit” der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW

Auch Väter können Kinder betreuen - Nicht nur wenn Kitas und Schulen wegen Corona schließen" Vor genau einem Jahr ist die LAG Väterarbeit mit dieser Erklärung zum 1. Lockdown an die Öffentlichkeit getreten.

Die Zahlen sind inzwischen höher als im März 2020, Schulen und Kitas haben, zumindest bis zu den Osterferien wieder geöffnet. Inzwischen sind aber nicht nur die Pflegekräfte in den Krankenhäusern sind am Ende ihrer Kräfte angekommen, auch in unzähligen Familien liegen die Nerven blank. Und die Prognosen der Pandemieforscher:innen verheißen für die nächsten Wochen nicht Gutes.

Dennoch lohnt es sich, den Blick etwas genauer auf die Veränderungen seit dem Frühjahr 2020 zu richten. Corona wirkt wie ein Brennglas und hat die Konsequenzen gesellschaftlich verfestigter Vorstellungen der Aufteilung und Bewertung von Pflege und Fürsorgetätigkeiten einerseits und der Produktions- und Kapitalverwertungssphäre andererseits ins Rampenlicht gerückt.

Dabei ist deutlich geworden, dass einseitige Schuldzuweisungen und (Re-) Traditionalisierungsdiskurse zu kurz greifen. Vielmehr haben wir in den kommenden Jahren die Chance, das Engagement von Vätern in Familien und ihre Übernahme von Care-Aufgaben dauerhaft zu steigern. Dazu ist es notwendig, die Erfahrungen des letzten Jahres intensiv auszuwerten und passende politische Weichenstellungen vorzunehmen. Dazu wird auch die LAG Väterarbeit einen Beitrag leisten.


Care gerecht verteilen

Auch wenn es diesen Tag in diesem Jahr nicht gab, am 29 Februar war der Equal Care Day. Care-Arbeit ist vielfach ebenso unsichtbar, in jedem Fall aber monetär und was Anerkennung und Wertschätzung angeht nicht angemessen bewertet.

Dieses Missverhältnis ist, was die professionelle, bezahlte Pflege angeht, in den vergangenen Monaten sehr deutlich geworden. Diese Dienstleistungen, vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich sind systemrelevant und Applaus alleine wird es nicht richten.

Auch im privaten Bereich sind Care-Arbeiten ungleich verteilt. Mütter übernehmen einen Großteil dieser ‚unsichtbaren‘ Arbeiten. Die andere Seite der Medaille ist, das auch die bezahlte Erwerbsarbeit in Familien mit jüngeren Kindern sehr ungleich verteilt ist. Zwar haben sich die Arbeitszeitwünsche von Vätern und Müttern in den vergangenen Jahren zunehmend angenähert, die tatsächlichen Erwerbsarbeitszeiten liegen aber mehr als 20 Stunden pro Woche auseinander. Das traditionelle Muster er arbeitet Voll- sie Teilzeit ist nach wie vor die Regel.

Die im Februar von Frau Prof*in Funken vorgestellte ‚Brigitte Studie‘ hat demgegenüber zum ersten Mal deutlich gemacht, dass die Arbeitszeitwünsche von jungen Frauen und Männern identisch sind. Beide wollen 31 Stunden pro Woche Erwerbsarbeit leisten. Das bedeutet, dass es sowohl eine Umverteilung zwischen den Geschlechtern als auch eine Neujustierung der Regelarbeitszeiten auf 32 Stunden braucht.

Bereits 2014 hat die damalige Familienministerin Schwesig diese Stundenzahl als Familienarbeitszeit, für zwei Jahre staatlich gefördert, ins Spiel gebracht. Für eine dauerhafte geschlechtergerechte Aufteilung sind ambitioniertere politische Entscheidungen erforderlich.

Das gilt insbesondere auch für die Konsequenzen aus den Erfahrungen der Pandemie. Das väterliche Engagement in Familien hat sich werktäglich um mehr als zwei Stunden gesteigert, in gleichem Umfang haben Väter im Durchschnitt ihre Erwerbsarbeit reduziert. Eine derartige Entwicklung ist seit 70 Jahren einmalig. Zum Vergleich: bei den zehnjährig erhobenen Zeitverwendungsdaten hat sich im Zeitraum von 2002 auf 2012 eine Steigerung von ca. 15 Minuten ergeben.

Auch wenn diese Veränderungen in zahlreichen Fällen zumindest zu Beginn nicht immer freiwillig erfolgt sind, die Väter haben Erfahrungen gemacht, die zukünftiges Erwerbs- und Care-Verhalten entscheidend beeinflussen werden. Es kommt darauf an, diese Erfahrungen zu nutzen und vor allem in Kenntnis der Wünsche von Männern und Frauen passende Rahmenbedingungen zu gestalten. Dabei ist nicht nur die Familienpolitik gefordert.


Elternzeit & Elterngeld

Ein wichtiger Baustein dabei ist das 2007 eingeführte Elterngeld und die Regelungen zur Elternzeit. Diese sind mit den ElterngeldPlus Monaten und dem Partnerschaftsbonus 2015 umfassend neugeregelt worden. Das Elterngeld ist seit der Einführung nicht angepasst worden, die 300 € Basiselterngeld sind sogar noch auf dem Niveau des Erziehungsgeldes aus den 1990er Jahren.

Mit der Vorlage des 9. Familienberichts kommt jetzt aber Bewegung in die Diskussion um die Weiterentwicklung der Elternzeit. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Förderung einer partnerschaftlichen Aufteilung der Elternzeitmonate, zumindest ein bisschen.

Während das BMFSFJ in den vergangenen Monaten ja die Einführung der in der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehenen 14 Tage Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt mit dem Hinweis, es gebe ja bereits 2 Partnermonate, die diesen Anspruch abdecken würden, abgelehnt hat, hat es die Kommission des Familienberichts einen Vorschlag ausformulieren lassen:

Dieser beinhaltet kurz zusammengefasst: es bleibt bei 14 Monaten Elternzeit. Davon werden jeweils 3 Monate dem Vater bzw. der Mutter zugeordnet, 8 Monate können frei verteilt werden (3-8-3 Modell). Der Anreiz für eine partnerschaftliche Aufteilung besteht darin, dass es für die ersten 7 Monate jeweils 80 % des Nettogehalts gibt, ab dem 8 Monat beträgt die Lohnersatzquote dann 50%. Die Höchstbeträge sollen zukünftig bei 2016 € gedeckelt werden. Die Monate die die Partner bzw. die Väter mindestens nehmen müssen werden auf zwei erhöht.

Das sind richtige Schritte hin zum Ziel einer gerechten Aufteilung von Erwerbs- und Pflegtätigkeiten, im Hinblick auf die vielfach geäußerten Wünsche junger Väter und Mütter erscheinen sie aber als politisch mutlos und ermutigen Väter zu wenig, ihr Erwerbsverhalten nachhaltig zu verändern.
Aber im Herbst sind ja Bundestagswahlen und es bleibt abzuwarten, in welchem Maße die Parteien die Vorschläge der Kommission aufgreifen und bei der Regierungsbildung berücksichtigen.

 

Termine

14. April 2021 Väter und Familien – Herausforderungen und Chancen der Corona-Krise für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf * Online Tagung

20. April 2021 Paare und Familien in Zeiten von Corona * Zoom Konferenz

27. Mai 2021 Väter & Homeschooling * digitales Werkstattgespräch

16. November 2021 Weichenstellungen – Einflussfaktoren auf väterliches Engagement im Lebensverlauf * Fachtagung

Frau Frauke Fischer
Gleichstellungsbeauftragte (17)
Gleichstellungsbeauftragte
Rathaus Königswinter-Altstadt
Drachenfelsstraße 3
53639 Königswinter
H 1.1

Sprechzeit:
Mo bis Fr 08:30 Uhr bis 12:30 Uhr
Mo bis Mi 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Do 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr