Familienberatungsstelle veröffentlich Jahresbericht 2023
In seiner mittlerweile neunten Ausgabe bietet der Jahresbericht einen umfangreichen Einblick in die Arbeit der interkommunalen Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Städte Bad Honnef und Königswinter (FEB) im Jahr 2023.
Das Arbeitsjahr 2023 der FEB war geprägt durch einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen ratsuchender Eltern, die sich mit ihren Anliegen an die FEB gewandt haben. Ein Plus von 23% im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Mit insgesamt 378 Beratungsanfragen, verzeichnete die FEB im Jahr 2023 seit ihrem Bestehen in kommunaler Trägerschaft den bisher höchsten Anmeldstand.
217 der Ratsuchenden (57,4%) waren 2023 Bürger*innen der Stadt Königswinter, 157 (41,5%) Eltern hatten ihren Wohnsitz in Bad Honnef. Im Rückblick auf die vergangenen Jahre lag der Anteil der Neuanfragen aus Bad Honnef im Jahr 2023 erstmalig bei über 40%.
Dies galt ebenfalls für Anfragen von Fachkräften die sich im Kontext einer möglichen Kindeswohlgefährdung durch eine „insoweit erfahrene Fachkraft“ der FEB beraten ließen. Titelte der Jahresbericht 2022 bereits: „InsoFa-Anfragen auf einem Rekordniveau“, wurde die Zahl der InsoFa-Anfragen im zurückliegenden Jahr mit einem Zuwachs von 16 % noch einmal überschritten. Weiterhin unverändert hoch ist mit 34% der Anteil von Eltern, die sich bei Beratungsbeginn akut in einer Trennungsphase befinden.
Im Verhältnis zu den zurückliegenden Jahren wurden in 2023 weniger laufende Fälle abgeschlossen. An dieser Stelle bestätigt die Statistik, was sich in den Fallberatungen im Jahr 2023 bereits angedeutet hatte: Bei Fragestellungen zu familiennahen Themen oder im Zusammenhang mit einer Trennung der Eltern, stellten die Mitarbeitenden bei Ratsuchenden eine deutliche Zunahme an psychosozialen Krisen der Eltern, vermehrt aber auch bei ihren Kindern, vermehrt in der Adoleszenz fest. Eltern sind in Folge dessen weniger in der Lage ihre persönlichen Ressourcen der Familie, der Partnerschaft und ihren Kindern zur Verfügung zu stellen. Insbesondere Partnerschaften sind deutlich mehr belastet, was in Folge zu mehr Krisen und Trennungen führt. Diese – Tendenz steigend – verlaufen deutlich konfliktbehafteter als noch vor Jahren. Im Ergebnis führt dies zu einer Zunahme von komplexeren Beratungsanfragen, die in diesen Fällen eine längere Beratungsdauer erforderlich macht.
2023 wurde die Onlineberatung für Eltern mit Kindern an Grundschulen des Siebengebirges als reguläres Angebot der FEB im Portfolio verstetigt.
Die Onlineberatung an Grundschulen ist während der Coronazeit als Pilotprojekt mit einer Grundschule in Bad Honnef gestartet und wurde im zurückliegenden Arbeitsjahr als Kooperationsprojekt für alle Eltern der Grundschulen im Siebengebirge angeboten.
Mit diesem Angebot ist es gelungen, Eltern ein zusätzliches attraktives Angebot zu machen und ihnen auf diesem Wege den Zugang zu externer Beratung erheblich zu erleichtern. Die FEB hat sich zum Ziel gesetzt dieses Format in Kooperation mit den Grundschulen zweimal jährlich Eltern im Siebengebirge anzubieten. Bisherige Erfahrungen mit fünf Grundschulen in 2023 haben gezeigt, dass mit diesem Zugang viele Eltern über das Angebot der FEB informiert werden können und sich gut „abgeholt“ fühlen. Eltern, die ansonsten die FEB nicht mit ihren Anliegen kontaktiert hätten, auf diesem Wege aber mindestens deutlich frühzeitiger als bisher.
Als für Eltern besonders herausfordernd erlebt die FEB die Konsequenzen fehlender therapeutischer Angebote, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Eine Entwicklung die nicht ausschließlich, aber auch im Siebengebirge zu beobachten ist.
Die FEB ist fachlich und gemäß ihrem Auftrag auch an der Schnittstelle Jugendhilfe und Gesundheitssystem eine wichtige Drehpunkteinrichtung und kann so in der Lage sein, gelingende Übergänge für therapeutische Anbindung von Klienten herzustellen, deren Bedarfe ansonsten nicht erkannt und damit nicht versorgt würden. Durch den Engpass in der therapeutischen Versorgung stößt die FEB hier zunehmend an Grenzen. Ein Fachaustausch, vorrangig Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten “Wie kann therapeutische Versorgung im Siebengebirge bestmöglich gelingen?“ mit der FEB als Impulsgeber wäre zur Unterstützung dieser wichtigen Funktion für 2024 eine erstrebenswerte Option.
Der vollständige Jahresbericht 2023 sowie Hintergrundinformationen zu Veranstaltungen der FEB im zurückliegenden Jahr stehen Interessierten auf der Homepage der FEB digital zur Verfügung. https://www.koenigswinter.de/de/aktuelles.html
Königswinter, 10.07.2024
